Sony 135mm 1.8 GM Review & Test.

Sony hat es getan. Anfang dieses Jahres haben sie ihr nächstes Objektiv aus der G Master Reihe vorgestellt - das neue Sony 135mm f/1.8 GM. Lange Zeit wurde darüber spekuliert, ob es ein 135mm Objektiv mit Blende f/1.4 oder f/1.8 kommen wird, zum Glück wurde es ein f/1.8 Objektiv, weil ein 135mm f/1.4 einfach viel zu groß und viel zu unhandlich geworden wäre (siehe das hervorragende Sigma 105mm f/1.4 Art).

Über Sinn und Unsinn einer 135mm f/1.8 Festbrennweite kann man lange diskutieren, die einen mögen sie, den anderen ist sie viel zu lang. Aus meiner Sicht geht der heutige Trend eher zu etwas weitwinkligerem, wenn es um Portraitaufnahmen geht. Mittlerweile scheut man sich nicht mal vor 24mm bei Halbkörper- oder gar Kopfportraits. Aber wenn es einem so gefällt, warum nicht.

Ich setze sowohl weitwinkligere (z.B. Zeiss 35mm f/1.4 Distagon) als auch "schmallwinkligere" Objektive bei meinen Portraitaufnahmen ein, je nachdem was gerade passt bzw. was alles auf das Bild drauf gehört. Wenn ich aber ausreichend Platz zur Verfügung habe, bevorzuge ich in 90% der Fälle ein Teleobjektiv für Portraits. Ich greife entweder zu einer 85mm oder 135mm Festbrennweite, und zwar je lichtstärker, umso besser. Deswegen habe ich mich über das neue Sony 135mm f/1.8 GM auch sehr gefreut, obwohl ich bereits das hervorragende Sigma 135mm 1.8 Art besitze (hier habe ich darüber bereits berichtet Sigma 135mm Art für Sony E-Mount Review).

Nun aber genug geplaudert, jetzt geht es um Sony 135mm G Master.

Sony 135mm 1.8 GM Review & Test (vs. Sigma 135mm Art)
Sony 135mm 1.8 GM Review & Test (vs. Sigma 135mm Art)

Vorwort.

An dieser Stelle möchte ich klar stellen, dass ich diesen kleinen, einfachen Test nur für dich gemacht habe, damit dir möglicherweise deine Entscheidung leichter fällt. Ich selbst kenne beide Objektive und weiß, was sie in der Lage zu leisten sind.

Sony 135mm GM. Verarbeitung, Größe, Gewicht.

Das Objektiv ist wirklich hervorragend verarbeitet, ich finde überhaupt nix, was ich bemängeln könnte. Keine unnötigen Spaltmaße, nichts klappert oder wackelt, der Blendenring läuft stramm und satt und lässt sich sauber einrasten. Das Oberflächen-Finish der G Master Reihe von Sony ist wirklich ausgezeichnet. Auch wenn das Sigma 135mm Art ebenfalls sehr gut verarbeitet ist, liegt das GM aus meiner Sicht noch eine Klasse drüber. Es ist einfach perfekt gebaut.

Die Größe des GM Objektivs ist für ein 135mm f/1.8 sehr gut. Es ist trotz gleicher Lichtstärke etwas kürzer und irgendwie schlanker als das Sigma. Auch beim Gewicht unterbietet das GM die Konkurrenz von Sigma um etwa 270g laut meiner Küchenwaage. Das ist zwar nicht viel, kann aber für den einen oder anderen entscheidend sein.

Bei meinem Test fiel mir der Unterschied bei Größe und Gewicht dagegen kaum auf, beide Objektive fühlten sich im Einsatz vergleichbar an.

Sony 135mm GM vs. Sigma 135mm Art. Ausstattung.

Das G Master hat einen Blendenring und zwei Funktionstasten am Gehäuse. Der Blendenring ist vor allem für die Filmer interessant, weil man so die Blende laut- und stufenlos verstellen kann. Ich als Fotograf habe die Blendenringe nie genutzt, das kann aber bei dir durchaus anders sein.

Die Funktionstasten kann man dagegen programmieren. Man kann zum Beispiel einer Taste die Funktion "Eye-AF" zuweisen, was durchaus sinnvoll sein kann. Auch mein Sony 85mm f/1.4 GM hat eine Funktionstaste, die ich mit Augen-AF belegt habe, ich nutze sie aber nie. Deswegen sind mir die Funktionstasten am Objektiv eher unwichtig.

Das Sigma 135mm Art bietet im Vergleich lediglich einen Fokusbegrenzer sowie einen AF/MF Schalter. Zusätzliche Funktionstasten wie auch einen Blendenring hat das Objektiv nicht.

Sony 135mm 1.8 G Master. Autofokus.

Der Autofokus des neuen Sony 135mm GM ist schnell. Sehr schnell. Schneller als beim Sigma 135mm Art. Ich sehe ihn in etwa auf gleicher Höhe mit meinem Zeiss 35mm f/1.4 ZA, und dieses ist verdammt schnell. Das Sigma 135mm Art ist ebenfalls schnell, aber das neue GM legt nochmal eine Schippe oben drauf, es ist in etwa doppelt so schnell als das Sigma (hier geht es zu meinem Test des Sigma 135mm Art an Sony).

Die Frage ist: braucht man überhaupt so einen schnellen Autofokus? Das kommt ganz drauf an, was du damit fotografieren möchtest. Ich bin (noch) kein Sport- oder Hundefotograf, fotografiere auch keine Rennautos oder desgleichen. Meine Motive sind entweder ganz still oder bewegen sich nur leicht bis normal, meistens sind es also Portraits, stehend, sitzend oder gehend. Auch das Sigma 135mm Art hat damit überhaupt keine Probleme, der Fokus sitzt bei ihm nahezu immer. Das neuen 135mm GM fokussiert noch merklich schneller, allerdings würde ich zumindest bei Portraits nicht unbedingt behaupten, das GM führe zu mehr oder besser fokussierten Bildern. Ich sehe in etwa Gleichstand, wenn man sich auf Portraitfotografie beschränkt. Doch bspw. beim Sport kann es durchaus anders aussehen, weil das GM wie gesagt in etwa doppelt so schnell ist.

Bei meinem Test lies ich mein Model zwei Mal mit einem normalen Schritttempo auf mich zulaufen und habe jeweils mehrere Reihen mit jedem der beiden Objektive im Serienmodus "MID" der A7RIII fotografiert. Danach habe ich die Aufnahmen unter 100% auf meinem Rechner beurteilt und konnte keinen klaren Sieger ausmachen, muss aber dazu sagen, dass das GM trotzdem ein paar mehr scharfe Aufnahmen schaffte. Auf Prozent umgerechnet wären es vielleicht 5% mehr.

Sony 135mm 1.8 GM Autofokus Test (vs. Sigma 135mm Art)
Sony 135mm 1.8 GM Autofokus Test

Sony 135mm GM. Optische Leistung (vs. Sigma 135mm Art).

Das Sigma 135mm Art besitze ich seit insgesamt etwa zwei Jahren. Damals noch habe ich es an Nikon betrieben, dann stieg ich auf Sony um und kaufte mir bei erster Möglichkeit auch das Sigma 135mm Art mit E-Mount Anschluss. Ich kenne das Objektiv also sehr gut, weil ich damit bereits viel fotografiert hatte.

Kurz zusammengefasst: das neue GM ist aus meiner Sicht in etwa auf gleicher Höhe mit dem Sigma Art.

Ich habe mit meiner Sony A7RIII mehrere Aufnahmen sowohl von meinem Model als auch von anderen Motiven gemacht und sah bei der Schärfe kaum einen Unterschied. Ich schließe nicht aus, dass das 135mm GM vielleicht einen kleinen Hauch schärfer sein könnte, zumindest hatte ich bei manchen Aufnahmen so einen Eindruck, und wenn das wirklich so ist, dann ist der Unterschied aber sowas von klein. Es ist nicht ausgeschlossen, dass ich es mir nur einbilde, weil ich bei anderen Aufnahmen wiederum überhaupt keinen Unterschied sehen konnte. Beide Objektive sind so dermaßen scharf, dass es hier keinen Sinn macht, einen Sieger zu verkünden.

Wenn dir die Farben zu flau erscheinen, dann liegt es an deinem Chrome Browser:

Auch sonst sah ich zwischen den beiden Kontrahenten kaum einen Unterschied. Chromatische Aberrationen werden bei beiden sehr gut kontrolliert, die Verzeichnung ist bei beiden sehr gering, auch bei Aufnahmen mit starkem Streulicht sah ich kaum Unterschiede. Der einzige Unterschied, den man sofort wahrnimmt, ist die Farbwiedergabe. Das Sony 135mm GM bildet so wie das Sony 85mm GM eher kühl ab, während Sigma eine wärmere Farbwiedergabe aufweist. Wenn man mit beiden Objektiven nacheinander fotografiert, merkt man es. Mir gefällt das Wärmere beim Sigma etwas besser, das ist aber Geschmackssache.

Hier sind ein paar weitere Aufnahmen aus diesem Test:

Sony 135mm 1.8 GM vs. Sigma 135mm 1.8 Art. Das Fazit.

Wie so oft, es muss einfach einen Gewinner geben, und dieses lautet für mich Sony 135mm G Master.

Das Objektiv besticht mit seiner exzellenten Verarbeitung, seinen zusätzlichen Austattungsmerkmalen sowie seinem exzellenten Autofokus gegenüber Sigma, optisch sehe ich die beiden Objektive dagegen auf gleicher Höhe.

Nichtsdestotrotz muss man den Preis im Auge behalten. Das Sigma 135mm f/1.8 Art kostet (Stand aktuell) 1225€, das Sony 135mm f/1.8 GM gibt es momentan zu einem UVP von 1999€. Der Unterschied liegt also bei aufgerundeten 800€, und das ist nicht wenig Geld, vor allem wenn man Fotografie als Hobby betreibt.

Meine Empfehlung lautet somit wie folgt:

  • bist du ein preisbewusster (Hobby-)Fotograf, der einen großen Wert auf optische Qualität legt und nicht unbedingt einen 150% schnellen Autofokus benötigt, dann greife zum Sigma 135mm Art
  • bist du dagegen ein reicher (Hobby-)Fotograf, für den das Geld keine Rolle spielt, Hauptsache es macht Spaß und man hat das Beste, dann greife zum Sony 135mm GM
  • bist du ein Sport-, Wildlife-Fotograf oder einfach ein Fotograf, der einen schnellen Autofokus unbedingt braucht, dann greife ebenfalls zum GM

Spaß haben wirst du mit beiden Objektiven, weil sie beide Meisterwerke der Ingenieurskunst sind. Und wie so oft gilt: ist dein Bild schlecht geworden, müssen nicht gleich das Objektiv oder die Kamera schuldig sein, manchmal liegt es auch am Fotografen ;)

In dem Sinne - allzeit gut Licht!

Eine abschließende Bitte von mir.

Du siehst auf meiner Webseite keine lästigen Werbeanzeigen und ich will dir nix verkaufen oder andrehen. Ich will nicht mal deine Email-Adresse wissen, um dir später Werbenachrichten zu schicken. Dass du diesen Artikel gerade gelesen hast und hoffentlich informativ fandest, war also für dich völlig kostenlos.

So ein Test bedeutet aber einiges an Aufwand und nimmt nicht wenig Zeit in Anspruch. Wenn dir also dieser Artikel in irgendeiner Weise geholfen hat, dann würde ich mich freuen, wenn du meine Bemühungen etwas unterstützt.

Dazu musst du eigentlich nix ungewöhnliches tun. Du klickst einfach auf den Amazon oder ebay Link unterhalb (oder speicherst diesen für spätere Einkäufe) und kaufst dort entweder das hier getestete Objektiv oder einfach irgendwas, was du halt so immer auf Amazon bzw. ebay kaufst. Das kann alles mögliche von einem Film bis zur Waschmaschine sein. Damit unterstützt du meine Bemühungen mit ein paar Cent oder Euro. Dich kostet's nix und mir schwindet nicht so schnell die Lust auf weitere Vergleiche ;)

Vielen Dank dafür im Voraus!
Übrigens: ein großer Teil der daraus entstandenen Einnahmen wird regelmäßig an Tierschutzorganisationen wie GASAH, Pföttchenhilfe Bayern e.V., Tierheim Regensburg gespendet.

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